Jäger, Sammler und Zeitreisender: Zu seinem ersten Diamantrad gelangte Günter Erber mittels eines Fundstücks, das beinahe auf dem Sperrmüll landete. Doch er sammelt nicht nur Zweiräder, sondern auch andere historische Stücke. So konnte er Diamant schon mit zahlreichem Material aushelfen.

Wenn Günter Erber sich auf seinen Sattel schwingt und einmal kräftig in die Pedale tritt, befindet er sich im Jahre 1907. Nicht nur, dass in diesem Jahr in London 3.000 Suffragetten für das Frauen-Wahlrecht demonstrieren, auf den Faröer-Inseln die Prohibition beginnt und in Berlin das KaDeWe aufmacht: Zur gleichen Zeit wird auch bei den Gebrüdern Nevoigt das Fahrrad gebaut, das Herr Erber dann 75 Jahre später zufällig in einem Gerätekeller findet. Diamant traf den Fahrradsammler und befragte ihn zu seiner Diamant-Faszination.

Inhaltsverzeichnis

Interview mit Günter Erber

Hallo Herr Erber, erzählen Sie doch einmal zunächst von Ihrer ersten Diamant-Erfahrung.

Das war 1982 durch einen Arbeitskollegen. Im Gerätekeller stand so ein uraltes Fahrrad herum, irgendwo zwischen Krims und Krams. Na ja, keiner wollte das Ding haben und so durfte ich es mit nach Hause nehmen. Da stand es solange rum, bis mein „Museum“ mal wieder aus allen Nähten platzte und ich aussondern musste. Als ich das Rad schon in Richtung Sperrmüll schieben wollte, dachte ich: Komisch, gar keine Muffen, aber eine seltsame Kette, so etwas habe ich ja noch nie gesehen. Herr Scherber vom VFV (Veteranen Fahrzeug Verband) hat dann recherchiert, dass das Rad von 1907 sei. Ich war erstmal völlig platt – so wie das olle Rad, das ich schon wegwerfen wollte.

Und da fing die Leidenschaft an?

Genau, mit der Vollrestaurierung – über ein Jahr lang. Ich habe das Rad in der Garage gespritzt und Anbauteile von einem Spezialbetrieb vernickeln lassen. Das war vor 1930 die gängige Technik statt verchromen. Irgendwann sah das gute Stück wieder aus wie zur Zeit seines Baus.

Der Experte für Diamant über das Sammeln: „Das Schönste – es ist eigentlich immer was zu tun …“ - Diamantrad-Blog
Der Experte über das Sammeln: „Das Schönste – es ist eigentlich immer was zu tun …“ – Diamantrad-Blog

Mehr als ein Fahrradsammler

Sie sind nicht nur ein reiner Fahrradsammler, sondern Sie interessieren sich auch für andere Diamant-Stücke. Wie kam es dazu?

Mein zweiter Sammler-Impuls war damals ein großes altes Diamant-Emailschild bei einem Händler in Aach bei Trier. Er meinte, das müsse ich einfach haben. Wir haben einen Preis ausgehandelt, den meine Frau erstmal besser nicht erfahren durfte.

Sie war dann aber der dritte Grund für meinen Weg zum Diamantiker: Eigentlich nicht unbedingt auf der Suche nach Diamant Damenräder, fand ich auf einem Veteranenmarkt ein altes Modell mit der Nr. 51, alles komplett, genau das richtige für meine Frau. Für mich natürlich auch, denn immerhin musste das ja auch erstmal restauriert werden …

Welcher Ihrer Diamanten hat für Sie die größte Bedeutung und warum?

Ich habe eine kleine Ölkanne, die relativ selten ist. Aber eigentlich ist es das Emailschild, weil damit das Sammeln anfing. Das wird aber trotzdem nicht gestreichelt. Unter den Fahrrädern selbst ist mein Lieblingsstück die Nr. 50, von 1923 /24: Komplett, nicht restauriert und nicht verbastelt, mit der weißen Original-Bereifung, bei dem das Profil aus dem Continental-Schriftzug besteht. Und da habe ich neuerdings noch ein Diamant-Rad für 12-Jährige, für die heranwachsenden Enkelkinder.

Wie teilen Sie Ihre Vorliebe für historische Fahrräder?

Da sind die historischen Treffen seit 1987 vom BDR / Festival der Pedale, IVCA – International Veteran Cycle Association – und Verein Historische Fahrräder. Machen meiner Frau und mir immer viel Spaß, jede Ausfahrt ist wie eine kleine Zeitreise.

Vielen Dank für das Interview, Herr Erber!

Velo Classico Fotograf Florian Selig

Sie interessieren sich für weitere Nostalgie-Radrennen und -Ausfahrten? Im Diamant-Blog berichten wir unter anderem über die Velo Classico Germany. Erfahren Sie mehr über die Besonderheiten der Fahrrad-Events im Interview mit Organisator Detlef Koepke.

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