Hartmut Rogotzki ist ein halbes Jahrhundert Diamant: Schon von klein auf ein Radsport-Fan, begann er mit seiner Ausbildung als Mitarbeiter beim ältesten deutschen Fahrradhersteller und entwickelte so ein Leben mit Diamant.

Er ist nicht nur ein freundlicher und interessierter Mann, der sich für Dinge begeistern kann, etwas, das ihn ohnehin auszeichnet. Was Herr Rogotzki nicht nur als Fahrradsammler an dieser Stelle so besonders macht, ist seine Qualität als Zeitzeuge, denn er fühlt sich seit über 50 Jahren mit dem Unternehmen verbunden und kennt die Geschichte des Unternehmens wie kein Zweiter.

Interview mit Hartmut Rogotzki

Herr Rogotzki, erzählen Sie zunächst kurz, wie Ihre Geschichte mit Diamant begann.

Ich habe 1964 ganz klein bei Elite-Diamant als Elektriker-Lehrling angefangen, im Bereich Instandhaltung der technischen Ausrüstung. Eigentlich komme ich von der Insel Rügen, aber wir sind hierher gezogen, weil mein Vater einen Job bei der SDAG Wismut im Erzgebirge gefunden hat. Außer den Bergwerken gab es hauptsächlich noch Textilindustrie. Da bot es sich geradezu an, dass die Nevoigts in diesen Bereich eingestiegen sind.

Ihr Vorliebe für Radrennen bestand aber schon vorher?

Ja, eigentlich beginnt meine Verbindung zu Diamant sogar noch früher: Bereits als Kind ging ich mit meinen Freunden zu den Steherrennen auf die Radrennbahn in Chemnitz, schon weil die schweren Schrittmacher-Motorräder unheimlich Krach gemacht haben und diese Rennen immer so spektakulär waren. Die schnellen Fahrer im Windschatten – selbstverständlich auf Diamant.

War es auch die Verbindung zum Radrennsport, die Ihnen bei Ihrer Arbeit für Diamant am besten gefallen hat?

Ja, und für mich am interessantesten: die Bahnräder. Schon deshalb, weil viele Kollegen auch aktiv im Radsport waren. Bei uns in der Abteilung war z.B. einer, der Steherrennen gefahren ist, immer hinter großen Motorrädern her. Eine ganz große Sache hier in Chemnitz, da sind wir sogar als Kinder schon immer hingegangen, weil die Rennen richtig schnell waren. Die Bahnräder sind ja auch bei uns gebaut worden und zum Teil sogar heute noch im Einsatz.

Diamant als traditionsreicher und zukunftsweisender Arbeitgeber

Können Sie beschreiben, was genau Ihre Verbundenheit zur Traditionsmarke Diamant ausmacht?

Mit Diamant fühle ich mich eigentlich schon immer verbunden, jetzt aber besonders, weil sie die letzte deutsche Fahrradmarke ist, die Bestand hat und auch heute noch produziert. Es war schon ein großes Glück für uns, dass es immer wieder jemanden gab, der an Diamant glaubte. So wie Villiger oder Trek, die die Zukunft dieser Marke gesehen haben. Immerhin haben wir seit zehn Jahren zum ersten Mal wieder Azubis im Fahrradbau. Das hat auch etwas von Neubeginn und Zukunftsperspektive.

Gibt es ein besonderes Diamant Erlebnis, das Ihnen neben den vielen Berufsjahren noch in Erinnerung geblieben ist?

Ich wurde als mal für ein TV-Quiz beim Fahrradfahren interviewt, weil die Zuschauer schätzen sollen, aus wie vielen Teilen sein Rad besteht. Mitten in der Aufnahme platzt plötzlich das Hinterrad mit einem ohrenbetäubenden Knall! Denn nicht nur das Fahrrad, auch die Reifen waren natürlich von 1939. Übrigens dürften es mehr oder weniger 240 gewesen sein, inklusive Schlauch selbstverständlich.

Wenn Sie eine persönliche Medaille für besondere Diamant-Verdienste zu vergeben hätten, an wen ginge sie?

An Täve Schur. Denn sein Sport-Werk war ja auch immer unser Gewinn. Der war auch immer wieder mit den Konstrukteuren über Verbesserungen im Gespräch. Was für uns bedauerlich war, das war das Werbeverbot im Amateursport: Aber obwohl nicht mehr „Diamant“ auf den Rahmen stand, wusste eigentlich sowieso jeder, wer die Räder gebaut hat.

Was wünschen Sie als Liebhaber und Fahrradsammler sich von Diamant?

Ein betriebseigenes Museum, wie es Automobilhersteller haben. Ein Zentrum, um die lange Geschichte zu zeigen, die Verbindung zum Sport und die Wurzeln einer großen Marke. Ganz einfach Diamant in allen Facetten.

Vielen Dank Herr Rogotzki!