Life after Schrott: Marion Meißner über ihre Herausforderungen mit dem mobilen Wandel

Life after Schrott: Marion Meißner über ihre Herausforderungen mit dem mobilen Wandel

Marion Meißner ist eine der elf Gewinnerinnen unserer letztjährigen Sommerkampagne «Aus Schrott wird Diamant». Auch sie hat allen Mut zusammengenommen und sich dazu bereit erklärt, ihr altes Auto gegen ein neues Diamant E-Bike einzutauschen. Wie Marions mobiler Wandel verlief und wie ihre Mobilität heute aussieht, erzählt sie uns in diesem Blogbeitrag persönlich und ehrlich.

Vor der Teilnahme bei der Aktion «Aus Schrott wird Diamant» fuhr ich ein altes Diamantrad aus den 1930er-Jahren. Dieses Rad gehörte ursprünglich meiner Oma, dann fuhr es meine Mutter und heute ist es in meinem Besitz. Es war an der Zeit, sich ein neues Rad zu leisten. Eins mit Motor. Bei meiner Recherche im Internet wurde ich auf die Aktion «Aus Schrott wird Diamant» aufmerksam. Aber die Sache hatte einen Haken: Um ein neues Diamant E-Bike zu bekommen, musste ich bereit sein, mein Auto verschrotten zu lassen. Meinen über alles geliebten 20 Jahre alten VW Polo TDI mit über einer halben Million gefahrenen Kilometern. Ein Flitzer, der mich über lange Zeit immer anstandslos an mein Ziel brachte. Ein Flitzer, der über die Jahre von Beulen und Roststellen gezeichnet war. Ein Flitzer, der so undicht war, sodass der Fußraum gar nicht mehr trocken wurde und schon erste Schimmelansätze an der Decke sichtbar waren. All diese Reparaturen, um nochmals durch den TÜV zu kommen, überstiegen bei weitem seinen eigentlichen Wert. Ich wusste, ich muss mich von meinem Auto trennen.

Gesagt getan. Zumindest gedanklich. Marion reichte im Frühling letzten Jahres dieses Bewerbungsvideo auf unsere Aktion „Aus Schrott wird Diamant“ ein:

Marion gehörte zu unseren elf auserwählten Gewinner:innen. Ihre Geschichte und ihr Wille, mehr Kilometer mit dem Fahrrad zu machen, hatten uns überzeugt. Mehr zu der Kampagne findest du übrigens hier: Aus Schrott wird Diamant: Warum das keine Schrottidee ist. Ja, der Ansatz war ein bisschen provokativ. Die Idee: Wenn jemand ohnehin das aktuelle, wirklich schrottreife Auto aufgeben muss, warum dann nicht doch mal das Rad zumindest ausprobieren?

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mir ein solch großartiger Gewinn zugesprochen wurde. Alle freuten sich mit mir. Schnell rückte der Verschrottungstermin im August 2022 näher. Traurigkeit machte sich bei mir schon Wochen vorher breit. Auf der Hinfahrt dann Tränen hinterm Lenkrad. Mein Herz blutete. Auf dem Schrottplatz empfing mich aber ein nettes Team, das mir freundlich und wohlwollend bei diesem Abschied zur Seite stand.

Um das Andenken an die ehemals treuen Begleiter unserer Teilnehmer:innen zu ehren, versprachen wir ihnen, ein ikonisches Diamant-Steuerkopfschild für ihre neuen E-Bikes zu fertigen, und zwar aus einem Stück Altmetall ihrer verschrotteten Pkws. Auf diese Weise wollten wir die nostalgischen Gefühle unserer Gewinner:innen wertschätzen und mit unserer eigenen, ebenso emotionalen Geschichte verbinden. Auch Marions E-Bike ist jetzt ein absolutes Unikat und trägt eine speziell angefertigte Diamant-Plakette aus einem Karosserieteil ihres alten VW Polo.

Ich entschied mich für das Beryll Esprit im Wert von ca. 3500 Euro. Wie sich später herausstellte, genau die richtige Wahl. Ein Rad für die Stadt, das Land und den Weg zur Arbeit. Ein komfortabler Tiefeinsteiger mit einfacher Bedienung, pflegeleicht dank Riemenantrieb und schick noch dazu.

Mein neues E-Bike wurde Ende Dezember 2022 angekündigt. Leider hatte ich zu der Zeit schon massive Probleme beim Gehen und humpelte mich gerade so durch den Arbeitsalltag. Bevor ich das Rad selbst ausgiebig testen konnte, stand im Februar meine Knie-OP an. Aus diesem Grund war mein Partner anfangs der aktivere Fahrer und Tester meines neuen Diamant E-Bikes. Er war so begeistert, dass er sich später dasselbe Rad zulegte. Ich brauchte nach der OP eine Weile, bis ich mich traute, auf das Fahrrad zu steigen. Anfangs hatte ich schon noch Schmerzen, aber durch das schonende und gleichmäßige Treten trat tatsächlich im Laufe der Wochen eine Besserung ein. Heute bin ich wieder voll belastbar. Das regelmäßige Fahrradfahren wirkte jedenfalls sehr heilend und unterstützend. Mittlerweile lege ich mit dem E-Bike gelegentlich auch den Arbeitsweg zurück. Das sind total 50 Kilometer am Tag. Gern im Turbomodus. Zusammen mit meinem Partner unternehme ich auch Radtouren. Wir sind beide keine Sportskanonen und bevorzugen das gemütliche Fahren bei schönem Wetter. E-Bikes haben für uns den Vorteil, dass wir in kurzer Zeit mit einer gewissen Leichtigkeit und viel Komfort auch größere Strecken zurücklegen können, die wir mit klassischen Fahrrädern nie gefahren wären. Uns war gar nicht bewusst, dass wir viele Wege und Plätze in unserer Umgebung gar nicht kannten.

Am Ende konnte Marion aber nicht dauerhaft komplett auf ein Auto verzichten. Aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme brauchte sie für ihren ländlichen, langen Arbeitsweg ein neues Auto, das sie heute mit mehreren Familienmitgliedern teilt. Auch das ist eine Tatsache, die unsere Kampagne zeigt und die wir bei aller Begeisterung für den mobilen Wandel berücksichtigen müssen: Wir alle haben unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten. Für manche ersetzt ein E-Bike jeden Weg. Für andere noch immer die meisten. Und wieder für andere nur sehr wenige – aber immerhin. Wir wissen, dass ein Auto für viele Menschen unabdingbar ist. Die Realität unserer elf Experimente unterstreicht das nachdrücklich. Trotzdem haben wir bei all unseren Gewinner:innen und Menschen in ihrem Umfeld etwas bewegt.

Ich bin überzeugt, dass ich das Auto nun öfter stehen lasse als zuvor. Das E-Bike hat sich für mich als super Alternative erwiesen, um meine Freizeit bewusster zu gestalten. Auch alltägliche Erledigungen mache ich nun öfter mit dem Fahrrad anstelle des Autos. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich hier keine bahnbrechenden Neuigkeiten über Freizeitsport oder aktive Bewegung preisgebe. Auch bin ich mir im Klaren darüber, dass mein Beitrag zur Nachhaltigkeit eher bescheiden ausfällt. Dennoch hat es einen Stein ins Rollen gebracht und mein Ziel ist klar: Ich möchte nach Möglichkeit die eine oder andere Autofahrt durch das E-Bike ersetzen. Für mich, meine Gesundheit und unsere Umwelt.

Der folgende Auszug aus einer Mail, die uns Marion an einem Donnerstag im September 2023 geschickt hat, verdeutlicht nochmal, wie sehr der Stein eben ins Rollen gekommen ist. “Heute ist ein Tag, an dem ich mein Auto innerhalb meiner Familie weitergegeben habe und ich mit meinem E-Bike zur Arbeit fahre. Ich kann entscheiden, ob ich um 6 Uhr zur 1 km entfernten Bushaltestelle gehe und den Linienbus nehme oder ob ich mit dem E-Bike 26 km zur Arbeit fahre. Am Ziel bin ich zur gleichen Zeit. Es ist meine Entscheidung. Ich steige aufs E-Bike – mit Helm. Es ist noch dunkel, aber trocken und warm. Ich fahre circa 1.5 Stunden hin und am Nachmittag wieder zurück. Ich habe richtig Lust und bin motiviert”.

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