Sobald Kinder etwas größer sind, wollen sie meist auf ihrem eigenen Fahrrad fahren und nicht mehr im Kindersitz, im Anhänger oder in der Transportbox des Lastenrads sitzen. Dies ist auch gut, denn früh übt sich, wer ein guter Radfahrer werden möchte! Allerdings lernen sie frühestens mit acht Jahren, mögliche Gefahren bereits im Vorfeld zu erkennen und in Notsituationen korrekt zu reagieren.
Vor diesem Zeitpunkt verfügen Kinder noch über keine kontinuierliche Konzentrationsfähigkeit und sind noch nicht in der Lage, die eigene Fahrtrichtung sowie das Umfeld im Blick zu haben. Da ihr Seh- und Hörvermögen noch nicht vollständig entwickelt ist, fällt es ihnen zudem schwer, Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen. Hinzu kommt, dass Kinder einen relativ hohen Körperschwerpunkt haben und sie oft noch ein wenig mit dem Gleichgewicht kämpfen. Auch die Rechts-Links-Koordination ist noch nicht komplett ausgeprägt.
Wo dürfen Kinder Fahrrad fahren?
Grundsätzlich gilt für Kinder auf dem eigenen Fahrrad: Bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen Kinder mit ihrem Fahrrad den Gehweg benutzen. Ältere Kinder müssen den Radweg oder die Fahrbahn nutzen. Eltern oder eine andere Aufsichtsperson ab 16 Jahren dürfen Kinder unter acht Jahren auf dem Gehweg mit dem Fahrrad begleiten.
Hinweis von Diamantrad:
Du brauchst noch Inspiration für Fahrradstrecken, die sich für Kinder eignen? Wir empfehlen dir zum Beispiel den Havelradweg- Abschnitt von Potsdam nach Werder zur Baumblüte. In unserem Beitrag “Diamant auf Reisen” zeigen wir dir die Strecke im Detail.
Mit Kindern sicher im Straßenverkehr unterwegs
Sei stets aufmerksam und nutze deine Urteilsfähigkeit, damit alles glatt geht und beim nächsten Ausflug kein kleinerer oder gar größerer Unfall passiert. Außerdem solltest du mit Kindern so früh wie möglich das sichere Verhalten im Straßenverkehr üben. Erkläre ihnen die wichtigsten Verkehrsregeln und betone, wie wichtig es ist, sie gewissenhaft zu befolgen. Bevor es auf die Straße geht, ist es ratsam, zunächst einmal im sicheren Umfeld – etwa im Hof oder auf einem Verkehrsübungsplatz – zu üben.
Über folgende Fähigkeiten sollten Kinder verfügen, um gefahrlos im Straßenverkehr auf dem Fahrrad unterwegs sein zu können:
- Gefahrensituationen erkennen und voraussehen
- Wissen, wie sie Gefahren vermeiden können und wie sie sich in riskanten Situationen verhalten sollen
- Entfernungen und Geschwindigkeiten von Fahrzeugen richtig einschätzen
- Aufmerksam sein und sich auf den Straßenverkehr konzentrieren
- Das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmender einschätzen und voraussehen können
- Ihren Bewegungsapparat ausreichend beherrschen und koordinieren können
Beobachte die Kids genau, um einschätzen zu können, was du ihnen schon zutrauen kannst. Achte darüber hinaus darauf, dass Kinder nicht in der Nähe von Böschungen, Bordsteinen, Treppen, Abhängen oder Schwimmbecken Fahrrad fahren.
Stützräder: Trügerische Sicherheit
Laufräder oder Roller sind ideale Übungsgeräte. So gewöhnen sich Kinder frühzeitig an die Mobilität auf Rollen. Von Stützrädern hingegen raten wir ab, da sie nur trügerische Sicherheit bieten. Sie verhindern die übliche Neigung des Fahrrads in Kurven. Sie können auch kontraproduktiv sein, wenn Kinder damit in Kurven zu schnell fahren, so zu Fall kommen und sich verletzen. Daher lieber auf die Nutzung von Stützrädern verzichten und stattdessen etwas länger warten, bis von den Kleinen das erste Mal selbstständig in die Pedale getreten werden kann.
Auch wenn es schwierig erscheint, lasse zu, dass Kinder bei ihren ersten Fahrversuchen auch einmal vom Rad stürzen. Die Fallhöhe und die Geschwindigkeit sind vergleichsweise gering und so auch die Verletzungsgefahr. Zugleich können sie das richtige Fallen lernen, wenn es einmal nicht mehr vermeidbar ist.
Tipp von Diamantrad:
Prüfe das Kinderfahrrad vor jeder Fahrt und Radtour. Wichtige Hinweise hierzu liefert unser Beitrag „Fahrrad fahrbereit machen – Tipps für die (erste) Inbetriebnahme„. Achte besonders auf die Griffe und Lenkerstopfen an dem Kinderfahrrad. Freiliegende Lenkerenden stellen bei einem Sturz eine große Verletzungsgefahr dar.
Fahrradhelm und gut sichtbare Bekleidung
Eines der wichtigsten Gebote für sicheres Fahrradfahren ist das Tragen eines korrekt sitzenden Fahrradhelms. Bei einem Verkehrsunfall erleiden Radler oft schwere Kopfverletzungen. Ein Helm lässt diese deutlich weniger schwer ausfallen. Checke beim Kauf, dass der Helm über ein CE-Zeichen verfügt und sorge dafür, dass er sehr gut sitzt und nicht rutscht. Eltern und andere Begleitpersonen sollten sich stets ihrer Vorbildfunktion bewusst sein, denn Kinder lernen immer auch durch Nachahmen.
Außerdem solltest du darauf achten, dass Kinder helle, hoch sichtbare Bekleidung tragen. Je früher Autofahrer auf radelnde Kinder aufmerksam werden, desto besser. Bei dunkler Kleidung ist dies frühestens aus einer Entfernung von 25 Metern möglich, bei heller Kleidung dagegen schon aus 40 Metern. Optimalerweise haben Kinder eine Sicherheitsweste übergezogen oder Reflektoren an Helm und Kleidung. Dadurch werden sie von Autofahrern bereits aus einer Entfernung von 130 bis 140 Metern gesehen.
Haftung
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen lässt es sich manchmal nicht vermeiden, dass ein Rad fahrendes Kind in einen Unfall verwickelt wird oder selbst Schäden an Fahrzeugen verursacht. Doch wer haftet in solchen Fällen? Kinder unter 10 Jahren werden bei Unfällen im fließenden Straßenverkehr von der Haftung ausgenommen. Fährt ein Kind aber beispielsweise mit seinem Fahrrad gegen ein parkendes Auto und zerkratzt dieses, liegt hier die Altersgrenze schon bei 7 Jahren und Eltern bzw. Erziehungsberechtigte haften dafür.